Journalistische Arbeit im Überblick
(In der Reihenfolge ihrer Anwendung und von „einfach“ bis
„schwierig“)
Zu einem Ereignis hingehen (von der Redaktion geschickt) und über dieses Ereignis anschließend zu berichten – das ist der so genannte Tatsachen- oder Ereignisbericht: Das sind Ereignisse, die immer und überall vorkommen. Beispiele: Die Eröffnung des neuen Krankenhauses, die Demo auf dem Marktplatz, der Streik bei der Beispiel AG. Hingehen, beobachten, mit den Organisatoren/Verantwortlichen sfragen, zuhören, denken, nachfragen. Alles sammeln, sortieren, einordnen, bewerten, („Was ist wichtig, was lasse ich weg?“), strukturieren. schreiben. Es entsteht der Baustein „Details“.
Den Baustein „Details“ ergänzen um den „Hintergrund“. Um Infos für den Hintergrund zu bekommen, müssen Journalisten recherchieren. Bedeutet: Nicht am Ereignis „kleben“ bleiben, sondern (Beispiel Krankenhaus) herausfinden (im Krankenhaus, bei Google, bei Experten etc.), wie sich die Kosten und Liegezeiten generell entwickelt haben, was die grundsätzlichen Probleme in einem Krankenhaus sind und wie es anderen Krankenhäusern in der Region wirtschaftlich geht.
Infos vom Ereignis, Hintergrund-Infos – und dann noch einordnen: Ist das neue Krankenhaus wirklich nötig; wie berechtigt/unberechtigt sind die Ziele der Demonstranten; wie ist die wirtschaftliche Situation der Beispiel AG/der Branche? Aber im Bericht ist es nicht der Journalist, der einordnet (der darf es nur im Kommentar), sondern der Experte. Das kann ein Gegner einer Aktion sein oder ein unabhängiger Experte.
Wer als (freier) Journalist darauf wartet, von einer Redaktion zu einem Ereignis, zu einem Thema geschickt zu werden – wird verhungern. Die wichtigste (leider auch die schwierigste) journalistische Aufgabe ist es, selber Themen zu finden, zu entdecken und dazu die wichtigsten Infos und Aspekte zu recherchieren. Das kann ein Ereignis (siehe oben) sein, es kann aber auch ein Ergebnis der Recherche bei einem an sich banalen Ereignis sein: Bei der jährlichen Brandschutzübung der Freiwilligen Feuerwehr (FF) könnte ein guter Journalist zum Beispiel herausfinden, dass die FF keinen Nachwuchs findet; dass die Schläuche morsch sind oder dass der Brandmeister Alkoholiker ist. Aber eben nur, wenn er sich nicht mit der Brandschutzübung zufrieden gibt, sondern durch Hingucken, Fragen stellen und Zuhören.
Auch journalistisch schreiben kann eine journalistische Leistung sein. Sie zählt aber nur dann als journalistische Leistung, wenn auch journalistische Inhalte geliefert werden. Ein gut geschriebener Text, aber leider ohne neue Informationen, wird nicht gelesen/gekauft.
Die gemeinsame Eigenschaft aller journalistische Leistungen ist ein im ökonomischen Sinne entstehender Mehrwert: Die Beschreibungen des Journalisten über ein Ereignis liefern ebenso neue Informationen wie die Zitate der befragten Menschen. Diese Informationen gab es bislang nicht, weder im Internet noch bei/in Druckwerken (Journalismus/PR-Werken). Wer also ausschließlich im Internet recherchiert, kann gar keine neuen Informationen liefern – und bekommt deswegen kein Geld (und keine guten Noten).