Crashkurs Journalismus

Radio und Fernsehen

Radio und Fernsehen

Radio- und Fernsehjournalismus (RuTV)

„Klasse, endlich Radio und Fernsehen. Jetzt müssen wir nicht mehr nachdenken, recherchieren. Sondern einfach tolle Töne und Bilder machen.“ Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Viele denken bei Radio- und Fernsehen vor allem an Kamera, Mikrofone, Scheinwerfer und andere Technik. Ja, das ist alles nötig. Aber was den Journalismus angeht: Eine Geschichte ist eine Geschichte. Oder eben nicht, egal ob Print, Radio, Fernsehen, Online. Deswegen ist Radio- und Fernsehjournalismus kein anderer Journalismus als Print-Journalismus, sondern es ist Print-Journalismus plus Töne (Radio) und plus Töne, Bilder (Fernsehen).

Im Mittelpunkt steht sowohl bei Print als auch bei Radio und Fernsehen ein Ereignis (mit Aktualität und Relevanz). Dieses Ereignis wird bei Radio im so genannten Sprechertext beschrieben, im Fernsehen in Bildern gezeigt und im so genannten Off-Text erläutert. Dazu gibt es recherchierte Informationen und natürlich O-Töne. Alles ist verpackt zu einer guten Geschichte. Für Print muss man diese Geschichte schreiben, für Radio und Fernsehen mit den entsprechenden Geräten und dem entsprechenden Medientechnik-Wissen produzieren. Deswegen: Mikrofon und Kamera kommen erst dann zum Einsatz, wenn die journalistische Geschichte fertig ist. Die beiden Haupt-Unterschiede zwischen Print und Fernsehen: a) Fürs Fernsehen muss man möglichst früh klären, ob man für den gewünschten Produktionsort eine Drehgenehmigung bekommt. b) Fernsehen braucht, mehr als Print und Radio, Aktionen, interessante Bilder.

Radio- und Fernsehen unterscheiden sich bei den Darstellungsformen „Nachricht“ und „Bericht“ hinsichtlich des Journalismus kaum voneinander; was fürs Fernsehen gilt, gilt auch fürs Radio.

Der Oberbegriff für (journalistische) Werke in Radio und Fernsehen ist Beiträge, darunter fallen eben auch alle journalistischen Darstellungsformen: Nachricht, Bericht, Interview, Reportage, Kommentar. Zitate heißen beim Radio und Fernsehen O-Töne; das „O“ steht für Original-Ton.

Und natürlich gilt auch für die RuTV-Berichte ein Format; zum Beispiel das, was auf der Seite „Format“ steht: Anmoderation, szenischer Einstieg, Details, Hintergrund, Einordnung, Schluss. O-Töne.

Gute Hilfsmittel: Rohtext und Blindfilm

Der Rohtext
ist eine gute Hilfe, um herauszufinden, ob das Thema funktioniert: Du schreibst den Bericht (Radio: Sprechertext), Fernsehen: Off-Text) entsprechend der Format-Bausteine. Aber alle Infos und O-Töne sind noch fiktiv, ausgedacht. Dadurch werden Aufbau und Länge der einzelnen Bausteine deutlich. Es wird erkennbar, ob das überhaupt eine journalistische Geschichte ist. Und der große Vorteil bei einem Fernseh-Rohtext: Es ist genau zu erkennen, was denn gedreht werden muss und durch dieses Drehbuch wird der Dreh viel einfacher, geht schneller. Und im Schnitt hast du dann genau die Bilder, die du für deinen Bericht brauchst.

Der Blindfilm
wird anhand des Rohtextes gedreht – aber nicht am tatsächlichen Drehort, sondern zuhause oder in deiner Uni oder wo auch immer. Und nicht unbedingt mit der TV-Kamera (obwohl das eine gute Übung ist), sondern es kann auch dein Handy sein. Und auch Stativ und externes Mikro sind noch nicht nötig. Gedreht wird streng nach Rohtext, also in der Reihenfolge der Infoblöcke; das erspart einen späteren Schnitt. Bei der Produktion merkst du, worauf du beim späteren echten Dreh achten musst. Und beim Angucken deines Blindfilms siehst du, wie später dein echter Bericht wirkt.

Je genauer Rohtext und Blindfilm – desto schneller und einfacher geht später der echte Dreh.