Themen zu finden (für den Bericht)
ist m.E. für Journalismus-Einsteiger die schwierigste Aufgabe,
zumal diese Aufgabe auch noch gleich am Anfang des
journalistischen Arbeitens steht. Diese Tipps helfen:
Themen abgucken: Klingt unseriös, ist aber Alltag im Journalismus: Natürlich guckt man, was die anderen Redaktionen, Publikation, Sendungen haben. Und pickt sich heraus, was man selber noch bringen kann. Am besten und einfachsten sind singuläre, in sich geschlossene Geschichten: „Das neue Museum“ / „Zunehmendes Gedränge auf dem Wochenmarkt“ / „Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz aufgestellt.“ Schon publizierte Themen bieten in jedem Fall schon einmal Aktualität und Relevanz, sonst wären sie ja nicht veröffentlicht worden. Solche Themen sind einfach und sicher, aber ohne große/n journalistische Leistung/Anspruch. Große Anbieter-Konkurrenz.
Themen „runterbrechen”: Globales Ereignis – regional umsetzen. „Wen betrifft das hier in der Region? Warum? Wie? Welche Alternativen gibt es?“ Oft bei neuen Gesetzen, Verordnungen/Entscheidungen, die in Berlin/Brüssel erlassen werden, und die alle Menschen betreffen. Aber auch bei globalen Erfindungen, neuen Produktionsverfahren, neuen Produkten. Mittlere Anbieter-Konkurrenz, gute journalistische Leistung.
Fach-Themen: Fachwissen, Kontakte. Lange Vorarbeit (Wissen, Kontakte), aufwendige inhaltliche Umsetzung. Hohe journalistische Leistung. Kaum Anbieter-Konkurrenz. Große Gefahr der Wertung, Werbung, PR für Produkt oder Unternehmen. Aber bei richtiger Umsetzung: Hohe journalistische Leistung, wenig Anbieter-Konkurrenz.
Themen weiterdenken: Neue Themen tun sich auf – die beinhalten wieder weitere Themen. Immer fragen: „Was steckt dahinter, wen betrifft das, entsteht dadurch ein Problem; wird ein Problem gelöst?“ Hohe journalistische Leistung, wenig Anbieter-Konkurrenz.
Themen-Quellen: Die bekannten Tageszeitungen; die VDI-Nachrichten (voll mit Technik) und andere Technik-Publikationen. Unternehmen und deren Webseiten, Foren und Kundenzeitschriften. Wer sich in die Presseverteiler einträgt (ist kostenlos), bekommt automatisch Pressemeldungen und damit mögliche Themen. Und: In der HBRS-Bibliothek gibt es Dutzende Fachzeitschriften rund um Technik.
Einfache Themen – schwierige Themen
Um über ein Ereignis zu berichten, braucht es ein Ereignis. Und
je mehr bei diesem Ereignis passiert, je mehr zu sehen, zu
hören, zu erleben ist, desto einfacher ist es, darüber zu
berichten. Ich warne deswegen vor den nachfolgenden Themen,
bzw. Kategorie von Ereignissen.
– „PC, Handy“: Hier gibt es nichts zu erleben und zu
beschreiben
– „Geplant ist…“; Theorien: Kein Produktionsort, nichts zu
sehen, keine Menschen/Aktionen
– „Tests”: Ingenieure testen. Journalisten berichten
darüber.
– „Wir nehmen mal die Kamera und gucken mal…“: Kein Ereignis,
keine Infos.
– „Wie funktioniert eigentlich…?“: Lexikon-Text ohne
Aktualität.
Messen, Ausstellungen: Alles Werbung, PR. Nichts zu
recherchieren. Und keine Aktionen.
Der Themen-Check:
“Ist mein Ereignis/Thema für einen Bericht auch
wirklich ein Thema?”
Wenn du diese Fragen beantworten kannst – ist dein Thema ein
Thema:
– Was ist neu?
– (Warum) Ist das wichtig?
– Wo gehst du hin?
– Was erlebst Du da?
– Was willst, kannst du dazu recherchieren, herausfinden?
Und wenn du zu deinem Thema jetzt noch die ersten drei Sätze
einer Nachricht schreiben
kannst (Leadsatz, Detail 1, Detail 2) – dann kann nichts mehr
schief gehen!
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